Venedig und ihre unendliche Geschichte - Das Fest der „Madonna della Salute“

 Am 21. November steuern viele von uns mit ihrem Motorboot einen wichtigen Anlaufpunkt an: das Fest der „Madonna della Salute“, der Muttergottes der Gesundheit. Es ist ein Fest von tiefer Bedeutung für die venezianische Gemeinschaft und bietet eine perfekte Gelegenheit, das authentische Venedig zu erleben. 

Das Fest im Zeichen der Gesundheit, „Festa della Salute“, wie es die Venezianer liebevoll nennen, hat seinen Ursprung in der Pestepidemie von 1630, die Manzoni bereits in „I Promessi Sposi“ („Die Verlobten“) ausführlich beschreibt. In der Region Venedig war etwa ein Viertel der Bevölkerung davon betroffen. 

Der Doge Nicolò Contarini und der Patriarch Giovanni Tiepolo organisierten – zutiefst besorgt über die ernste Lage – eine Gebetsprozession und gaben ein Gelübde an die Jungfrau Maria ab: Sollte die Stadt Venedig die Epidemie überstehen, würden sie ihr zu Ehren eine Kirche errichten. Und so geschah es dann auch. Innerhalb weniger Wochen flaute die Seuche ab, und die Stadtverwaltung begann mit dem Bau der majestätischen Basilica della Madonna della Salute. Das Gebäude, von Baldassare Longhena entworfen und 1687 fertiggestellt, prangt noch heute majestätisch über der Punta della Dogana. 

Die Basilika ist nicht nur wegen ihrer charakteristischen Doppelkuppel mit der Marienstatue, die über Venedig und die gesamte Lagune wacht, einen Besuch wert. Auch ihr prächtiges Inneres ist beeindruckend: Hier kann man die kürzlich restaurierte Orgel bewundern und die Werke von Tizian, Tintoretto und anderen Künstlern in der Sakristei bestaunen. 

Die Feierlichkeiten zur „Madonna della Salute“ starten alljährlich mit der Einweihung der Votivbrücke, die üblicherweise am 18. November in Anwesenheit des Patriarchen von Venedig stattfindet. Zur Erinnerung an die ursprüngliche Prozession, aber auch zur Erleichterung der Pilger, die die Basilika besuchen, wird alljährlich eine temporäre, aus Booten bestehende schwimmende Brücke über den Canal Grande von Santa Maria del Giglio bis zur Salute errichtet – ein einzigartiges Erlebnis, das seit etwa vier Jahrhunderten immer wieder neu inszeniert wird. 

Das Fest begann als religiöses Ereignis, hat sich aber im Laufe der Zeit zu einem Vergnügen für die Venezianer entwickelt. Während der Festwoche werden auf dem Platz vor der Basilika und auf dem Campo San Gregorio zahlreiche Stände aufgebaut, an denen Süßigkeiten, Spielzeug und Kerzen verkauft werden. Es ist ein Vergnügen für Jung und Alt; ein lokales Brauchtum, das man unbedingt erleben sollte.