Erlebe den Zauber der „Regata Storica“ von Venedig: Sport trifft Tradition

Alljährlich am ersten Sonntag im September findet in Venedig die „Regata Storica“ statt, die sich in Venedig größter Beliebtheit erfreut. An diesem Tag versammeln sich die Venezianer entlang des Canal Grande, um die spannenden Wettkämpfe zu verfolgen, die eine Mischung aus sportlicher Herausforderung und kulturellem Erbe darstellen.

Der Begriff „Regata“ hat venezianische Wurzeln und bezog sich ursprünglich ausschließlich auf Ruderbootwettbewerbe. Die genaue Herkunft des Wortes ist zwar umstritten, aber eine Theorie besagt, dass es von der Praxis stammt, die Boote in einer Reihe zu platzieren – daher „rigata“ (gereiht), was schließlich zu „regata“ (deutsch: Regatta) wurde.

Die ersten Zeugnisse dieser Veranstaltung reichen bis ins 13. Jh. zurück und stehen vielleicht im Zusammenhang mit dem traditionellen Brauch der „Festa delle Marie“. Der genaue Ursprung der „Regata“ bleibt im Dunkeln, doch ein wesentlicher Aspekt war die Schulung der Besatzungen im Rudern. Ursprünglich beinhalteten die Regatten Wettkämpfe zwischen Fährleuten und Gondolieri, begleitet von großen Feierlichkeiten, deren Kosten oft von Privatpersonen oder ausländischen Fürsten getragen wurden. Auch nach dem Fall der Serenissima im Jahr 1797 setzten sich die Wettrennen fort. Die moderne Regatta begann 1841, als die Kosten von der Öffentlichkeit getragen wurden und die österreichischen Behörden ein Bootsrennen entlang des Canal Grande organisierten. Erst 1899, während der III. Internationalen Kunstausstellung, erhielt die „Regata“ auf Vorschlag des Bürgermeisters von Venedig, Graf Filippo Grimani, offiziell den Titel „Storica“.

Das Ereignis umfasst eine Reihe von Wettbewerben, die auf traditionellen Booten ausgetragen werden, von denen jedes ein einzigartiges und faszinierendes Schauspiel bietet:

• Pupparin: Ein schnelles Boot, das einst für die maritime Überwachung oder als Hausboot genutzt wurde, benannt nach dem stark ausgeprägten Heck.
• Mascareta: Ein leichter Sandolo, der für Fischerei, Regatten und Freizeitaktivitäten in der Lagune verwendet wurde.
• Caorlina: Ein Arbeitsboot, das seine ursprüngliche Form bewahrt hat; es wurde für die Fischerei und den Transport von Obst und Gemüse von den Inseln zum Stadtmarkt genutzt, mit gleichförmigem Heck und Bug, letzterer verlängert und ohne Mast.
• Gondolino: Speziell für die „Regata Storica“ entwickelt und verwendet, ist es ein leichteres und schnelleres Boot als die Gondel, von der es seine Form ableitet.

Eine Besonderheit dieser Boote sind die Farben, die die Veranstaltung noch spektakulärer und malerischer machen. 1843 wurde erstmals beschlossen, die Boote in den Wettkämpfen zu bemalen. Obwohl die Farben in den folgenden Jahren einige Änderungen erfuhren, sind sie seit der Regata von 1892 unverändert: Weiß, Braun, Rosa, Himmelblau, Grün, Violett, Gelb, Rot und Orange.

Voga alla Veneta: Eine Rudertechnik mit Tradition
Die „Voga alla Veneta“ ist eine einzigartige Rudertechnik, die in der Lagune von Venedig und den umliegenden Gebieten entwickelt wurde. Hierbei steht der Ruderer aufrecht und kann das Boot mit einem oder zwei Rudern vorwärtsbewegen. Diese Technik war notwendig, um die flachen Gewässer und engen Kanäle der Lagune zu navigieren. Durch die spezielle Technik konnte man auf ein Steuerruder verzichten, was in den engen und stark frequentierten Kanälen von Venedig von Vorteil war.

Die „Voga alla Veneta“ ist ein Sport, der den ganzen Körper fordert: Arme, Beine, Knöchel und Rumpf arbeiten zusammen. Gleichzeitig erfordert dieser Sport ein tiefes Verständnis der Lagunenlandschaft: Man muss die Strömungen kennen, die Gezeiten verstehen und den Wind richtig einschätzen – all das verbindet den Ruderer eng mit der Natur und dem Territorium.

Die Tradition in Cavallino-Treporti
Auch in Cavallino-Treporti ist die Tradition des „Voga alla Veneta“ tief verwurzelt. Der örtliche Ruderverein „Remiera di Cavallino“, gegründet 1998, zählt heute 120 Mitglieder im Alter von 10 bis 80 Jahren. Die Vereinszentrale liegt malerisch entlang der Marinona-Route, direkt am Pordelio-Kanal, und ist bequem über den Radweg zu erreichen, der über die Lagune führt. Der Verein ist in zwei Disziplinen unterteilt: „Voga alla Veneta“ und Kanusport, damit er sowohl Freizeitbegeisterte als auch ambitionierte Sportler anspricht. Während einige Mitglieder den Sport zur Erholung ausüben, nehmen andere erfolgreich an Wettkämpfen und Meisterschaften teil und erzielen dabei bemerkenswerte Erfolge.

Die Bewohner von Cavallino-Treporti haben sich historisch gesehen bei den wichtigsten Regatten, einschließlich der berühmten „Regata Storica“, hervorgetan. Besonders in den 1950er- und 1960er-Jahren feierten seine Bewohner viele Siege, die sie eigentlich ihrer täglichen Arbeit zu verdanken hatten, denn sie transportierten regelmäßig Gemüse zum Rialto-Markt in Venedig. Der Enthusiasmus und die Leidenschaft für diesen Sport sind bis heute ungebrochen.

In diesem Jahr findet die „Regata Storica“ am Sonntag, den 1. September, statt. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, in diese alte Tradition der Lagunenstadt einzutauchen und den Teilnehmern aus Cavallino-Treporti die Daumen zu drücken!