12-05-2025
La Fenice – Das musikalische Herz Venedigs
m historischen Zentrum Venedigs, nur wenige Schritte vom Markusplatz entfernt, liegt ein Theaterhaus, das weit mehr ist als nur eine Bühne: das Gran Teatro La Fenice ist ein Sinnbild für künstlerische Größe, für Aufbruch, Widerstandskraft – und für die Seele einer Stadt, die sich immer wieder neu erfindet.
Ende des 18. Jahrhunderts, nachdem die angesehene Nobile Società dei Palchettisti ihr prächtiges Teatro San Benedetto verloren hatte, entstand der Wunsch nach einem neuen, würdigen Aufführungsort – einem Theater, das dem kulturellen Rang Venedigs gerecht werden sollte. Die Anforderungen an den Architekturwettbewerb waren anspruchsvoll: hervorragende Akustik, fünf Logenränge, Zugang für Gondeln über den Kanal und ein besonderes Augenmerk auf Sicherheit. Den Zuschlag erhielt der junge Architekt Giannantonio Selva, dessen Entwurf sich an der klassischen Mythologie orientierte. 1792 wurde La Fenice eröffnet – mit I giuochi d’Agrigento von Giovanni Paisiello.
In der napoleonischen Zeit wurde das Haus zum Staatstheater erhoben und im Empire-Stil restauriert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erfuhr es mehrere Umbauten: bedeutende Restaurierungen fanden 1825 und nach dem Brand von 1836 statt. Weitere bauliche Veränderungen folgten in den Jahren 1854, 1865 und 1937. Während der Aufstände von 1848 wurde die kaiserliche Loge entfernt – nach der österreichischen Restauration jedoch wiederhergestellt.


Wiedergeburt aus der Asche
Der Name La Fenice – der Phönix – war ursprünglich poetisch gemeint, sollte sich jedoch als bitter ernst erweisen: Zwei Brände veränderten die Geschichte des Hauses grundlegend. Der erste, 1836, wurde durch eine defekte Heizungsanlage ausgelöst. Die Feuerwehr konnte Eingangsbereich, Ballsaal und die prachtvollen Apollinischen Säle retten – doch Zuschauerraum und Bühne fielen den Flammen zum Opfer.
Noch folgenschwerer war der zweite Brand am 29. Januar 1996. Zwei Elektriker legten absichtlich Feuer, um Vertragsstrafen wegen Bauverzögerungen zu vermeiden. Auch diesmal verhinderten couragierte Feuerwehrleute eine Ausbreitung auf die umliegenden Wohnhäuser – das Theater selbst aber wurde fast vollständig zerstört.
Der Wiederaufbau folgte dem venezianischen Prinzip com’era, dov’era (wie es war, wo es war), berühmt geworden durch den Wiederaufbau des Markusturms nach dessen Einsturz 1902. Nach Plänen des Architekten Aldo Rossi wurde La Fenice originalgetreu rekonstruiert. Nach sieben Jahren intensiver Arbeiten öffnete das Haus im Dezember 2003 mit einer festlichen Eröffnungswoche erneut seine Pforten.


Zeitlose Bühnenmagie
Heute ist La Fenice ein bedeutender Bezugspunkt für die internationale Kulturszene. Es ist Schauplatz großer Opern, Konzerte, Ballettaufführungen – und des berühmten Neujahrskonzerts. Das Gebäude selbst ist ein architektonisches Juwel des Neoklassizismus: Die prächtige Fassade mit ihrem von korinthischen Säulen getragenen Portikus und die mit vergoldetem Stuck und Fresken geschmückten Innenräume beeindrucken ebenso wie die elegante Sala Apollinea und der glanzvolle Theatersaal. Dort wacht der Markuslöwe über die Königliche Loge.
Eine Dauerausstellung zu Ehren der legendären Sopranistin Maria Callas, die in Venedig lebte und sang, bereichert das Erlebnis zusätzlich und verwandelt jeden Besuch zu einer Zeitreise im Zeichen von Kultur und Schönheit.


Der Name als Versprechen
IDer Name La Fenice (Der Phönix) verweist auf den mythischen Vogel, der aus seiner eigenen Asche neu ersteht – ein sinnbildlich perfekter Name für ein Theater, das mehrfach zerstört wurde und dennoch jedes Mal zu neuem Glanz fand. Seine Geschichte beweist einmal mehr, dass gelebte Kultur nicht untergeht, sondern sich stets erneuert – lebendiger denn je.
Das Theater liegt nur wenige Schritte vom Markusplatz entfernt und ist über die Calle Larga XXII Marzo zu erreichen – eine der beliebtesten Adressen für exklusives Shopping. La Fenice zu besuchen heißt, einen Ort zu betreten, an dem Musik auf Geschichte trifft – und zeitlose Gefühle sich in greifbare Schönheit verwandeln.